vedische Religion

vedische Religion
vedische Religion
 
[v-], Vedịsmus [v-], von den in der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. eingewanderten indogermanischen Ariern mitgebrachte, im Veda überlieferte Religion Indiens, die sich durch die Einbeziehung einheimischer indischer Elemente weiterentwickelt hat. Nach vedischem Glauben ist die Welt voller Wesen, Mächte und Kräfte, die sich in Natur und Menschenwelt offenbaren und menschlichen Interessen günstig oder feindlich sein können. Das Universum besteht aus drei Bereichen: Himmel, Luftraum, Erde (Letztere vorgestellt als ein Quadrat oder als eine von Wasser umflossene Scheibe). Das vedische Pantheon kennt Naturgötter (Devas); Dyaus Pitar, der Himmelsvater, wird als Vater vieler anderer Götter genannt, gewöhnlich in Verbindung mit Prithivi Matar, der Erdmutter. Ihnen entstammen die Göttin Ushas (Morgenröte), Surya (Sonne), Vayu (Wind), Parjana (Regen), der in Bewegung setzende Gott Savitri und Indra (Götterkönig und himmlischer Repräsentant der Krieger), der Hauptgott der vedischen Zeit, der nicht nur den Ariern im Kampf gegen die Urbevölkerung beisteht, sondern durch die Befreiung von Kühen und Wasser (Vritra) das Leben ermöglicht; zu seinem Gefolge zählen die Maruts (Regen- und Sturmgötter). Agni (Feuer) ist Sendbote zwischen Menschen und Göttern, weil er die Opfergaben mit dem Rauch des Opferfeuers in den Himmel trägt und Götterbotschaften mit dem Blitz auf die Erde übermittelt. Soma (sowohl Name für den Gott als auch für die Somapflanze und den halluzinogenen Opfertrank) ist wie Agni von großer Bedeutung im vedischen Opferritual. Die Asuras sind Götter mit ethisch-sozialer Funktion; zu ihnen zählen die Göttin Aditi (»Unendlichkeit«, »Große Mutter«, die Gebieterin der göttlichen Weltordnung und des göttlichen Raumes) und deren Abkommen, die Adityas, darunter Varuna, mit Mitra Hüter der Wahrheit und des Rechts (Rita). Die Apsaras sind Nymphen, als himmlische Wesen mit den Gandharven gepaart, Geistern der Wolken und Musikanten im Hofstaat Indras. - Das vedische Opfer hatte anfänglich Gastmahlstruktur (Götter werden eingeladen und bewirtet). Den Opferbund Mensch-Gott und damit irdischen und himmlischen Heil garantierte das Opferfeuer, dessen Pflege von größter Bedeutung war. Es gab keine Götterbilder und Tempel; Zentrum des im Freien befindlichen Opferplatzes war die Vedi (»Bank« für Gaben) in Form einer mit Gras bedeckten Opfergrube oder eines erhöhten Erdaltars (für das Feuer). Der Kult bestand im Singen von Liedern, Rezitieren von Sprüchen und Darbringen von Butter, Opferkuchen, Reis oder Fleisch getöteter Tiere. Die überragende Stelle nahm das Soma-Opfer (Soma) ein, wichtige Opfersysteme sind z. B. der Ashvamedha (»Rossopfer«) und der Rajasuya (»Königsweihe«). Das Ritual wurde immer komplizierter und führte zu einem Anwachsen der Priesterschaft. Der Glaube an die Seelenwanderung entwickelte sich erst in spätved. Zeit; man erhoffte ursprünglich ein Weiterleben der Verstorbenen in der Himmelswelt.
 
 
H. Oldenberg: Die Religion des Veda (21917, Nachdr. 1977);
 A. Hillebrandt: Ved. Mythologie, 2 Bde. (21927-29, Nachdr. 1965);
 E. Frauwallner: Gesch. der ind. Philosophie, Bd. 1: Die Philosophie des Veda u. des Epos, der Buddha u. der Jina, das Samkhya u. das Klass. Yoga-System (Salzburg 1953);
 A. Schult: Die Weisheit der Veden u. Upanishaden im Lichte des Ost-West-Problems (1962);
 
Die Religionen Indiens, Bd. 1: Veda u. älterer Hinduismus, bearb. v. J. Gonda (21978);
 H. Krick: Das Ritual der Feuergründung. Agnyādheya (Wien 1982).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Indien in vedischer Zeit
 

Universal-Lexikon. 2012.

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